Ach, wie hat uns Dominic Stricker an diesen US Open 2023 begeistert. Einerseits durch seine grossartigen Leistungen, andererseits aber auch durch seine kleine Gesangseinlage im Spiel gegen Tsitsipas. Kann man mal machen, kurz vor seinem grössten Triumph auf der Tour. Zum Glück hat der Grieche nicht mit einem Sirtaki geantwortet.
Durch diese Showeinlage hat der junge Berner sicherlich noch ein paar Fans dazugewonnen. Aber was könnte Dominic Stricker aus dieser Aktion zusätzlich mitnehmen? Was hat diese Gesangseinlage in ihm ausgelöst und wie kann er sie künftig nutzen?
Für einen Tennisspieler ist es wie für jeden Leistungssportler und jede Leistungssportlerin extrem wichtig, eine gute Balance zwischen Anspannung und Lockerheit zu finden. Jede Athletin und jeder Athlet versucht stets in den optimalen Leistungszustand zu kommen, um optimal performen zu können. Das heisst konkret, wenn ich zu aufgeregt bin, muss ich ein Instrument finden, um mich zu beruhigen und wenn ich etwas zu träge bin, muss ich wissen, wie ich mich aktivieren kann. Dass jede und jeder selbst herausfinden muss, welche Werkzeuge bei ihr oder ihm am besten helfen und welcher Erregungszustand stimmig ist, versteht sich von selbst.
Die Gesangseinlage hat Dominic Stricker sichtlich geholfen locker zu bleiben, was für ihn wiederum wichtig ist, um seine optimale Leistung bringen zu können. Soll er als Konsequenz nun bei jedem Seitenwechsel singen?
Natürlich nicht. Es wird nicht bei jedem Seitenwechsel in seiner Karriere so sein, dass er ein «I wanna dance with somebody» von Whitney Houston braucht, um seine optimale Leistung zu bringen. Aber er darf sehr gerne die positiven Emotionen aus New York mitnehmen.
Er kann gedanklich auf die Pausenbank zurückkehren, sich vorstellen (visualisieren), wie es dort war, wie er sich gefühlt hat, was dieser Moment in ihm ausgelöst hat. Und er kann diese Emotionen für sich in seinem Gehirn abspeichern und in Zukunft nutzen, um locker zu bleiben. Damit er diese positiven Emotionen nach Bedarf abrufen kann, kann er sie ankern. Das heisst, er kann physisch oder gedanklich einen Auslöser platzieren, um in diesen lockeren Zustand zu kommen. Natürlich würde das gut funktionieren, wenn das Lied tatsächlich abgespielt wird. Aber das funktioniert meist auch, wenn er andere Trigger (Auslöser) platziert. Ob das ein bestimmtes Wort ist, dass er sich sagt, ob er für sich tatsächlich das Lied singt oder ob er auf seiner Trinkflasche ein lachender Smiley platziert, welches ihn daran erinnert, spielt dabei keine Rolle. Wichtig ist, dass er für sich die passende Lösung findet und das ganze Szenario einübt. So kann er diesen Trigger nutzen, sollte sich die gewünschte Lockerheit mal nicht einstellen.
Jede und jeder kennt die Macht der Gedanken und was positive Erinnerungen auslösen können. Wie man sich fühlt, wenn man von schönen Erinnerungen erzählen darf oder wenn man an schöne Erlebnisse aller Art denkt. Auf den Sport umgemünzt, kann man es leicht zusammenfassen. Denken – Fühlen – Performen. Meine Gedanken beeinflussen mein Gefühl und mein Gefühl beeinflusst mein Handeln. Das grossartige an der Geschichte ist, dass wir lernen können, unsere Gedanken zu beeinflussen, bzw. zu steuern. Wenn meine Gedanken an Whitney Houston und ihr «I wanna dance with somebody» dazu beitragen, dass ich mich so locker und gut fühle, dass ich auch die Weltnummer 7 aus dem Turnier werfe, dann haben wir mit Houston definitiv kein Problem.
Hast du das Bedürfnis, positive Emotionen gezielt abrufen zu können? Gerne unterstütze ich dich dabei.